Unterstützung und Begleitung für ein selbstständiges Leben

Die Ergotherapie ist ein medizinischer Heilberuf, bei dem Menschen unterstützt und begleitet werden, die beispielsweise Entwicklungsstörungen oder Verhaltensauffälligkeiten aufweisen. Ihnen wird geholfen, bevorstehende Herausforderungen zu meistern und mit alltäglichen Tätigkeiten zurechtzukommen.

Der Ursprung des Berufs Ergotherapie liegt in den USA und hat sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts aus unterschiedlichen Berufsgruppen entwickelt. Schon früher, etwa im 18. Jahrhundert, hat es Ansätze gegeben, bei denen Behandlungserfolge durch regelmässige Arbeit erkannt worden sind.

Doch erst zu einem späteren Zeitpunkt wurde begonnen, die Therapie systematisch einzusetzen, um Menschen mit psychischen Störungen zu behandeln und so entstand die Ergotherapie. Heute kann in der Schweiz das Studium zum Ergotherapeuten beziehungsweise zur Ergotherapeutin an Fachhochschulen absolviert werden und das abgeschlossenen Bachelorstudium ermöglicht die Berufsausübung.

Wann ist eine Ergotherapie nötig?

Es gibt viele Gründe, weshalb Menschen in die Ergotherapie gehen. Dazu gehören einerseits die zuvor genannten Entwicklungsstörungen oder Verhaltensauffälligkeiten, aber zum Beispiel auch eine Erkrankung des Gehirns , sowie Demenz oder Parkinson, Lähmungen, Amputationen und Prothesen, oder auch psychische Erkrankungen. Das Alter spielt dabei keine Rolle, die Ergotherapie unterstützt Menschen in jedem Alter und will helfen, möglichst viel Selbstständigkeit im Alltag zu erlangen. Dies wird erreicht, indem man das Therapieprogramm spezifisch auf die Patientinnen und deren Bedürfnisse anpasst. Wie eine Therapiestunde aussieht, ist also sehr individuell. Beispielsweise könnte das Training von Alltagsfertigkeiten, wie anziehen oder Essen zubereiten, Bewegungs- und Wahrnehmungsübungen, Konzentrations- und Gedächtnistrainings oder die Hilfe bei der Tagesstrukturierung anstehen. Wichtig zu wissen hierbei ist, dass Menschen mit solchen Problemen, sich nicht einfach so zu einer Ergotherapie anmelden können, denn es wird eine ärztliche Verordnung benötigt. Diese kann einerseits von Hausärztinnen oder Fachärztinnen verschrieben werden, andererseits aber auch von Psychologinnen - Dies aber nur bei psychischen Erkrankungen, Entwicklungsstörungen oder bestimmten Erkrankungen des zentralen Nervensystems.

Ergotherapie wird nicht nur in den dazugehörenden Praxen ausgeübt, sondern auch in Krankenhäusern, Rehabilitationskliniken und weiteren Einrichtungen. Es gibt auch ergotherapeutische Praxen, die Hausbesuche anbieten.

Wer übernimmt die Kosten von solch einer Therapie?

Die Kosten werden dabei grundsätzlich von der Krankenkasse, Unfallversicherung oder IV übernommen, jedoch kann das bei den unterschiedlichen Einrichtung etwas abweichen. Bei der besuchten Praxis beträgt der Selbstbehalt der Eltern 10%.


Die Ergotherapie Praxis an der Ergotherapiepraxis Mottastrasse 42, 3005 Bern

Die Ergotherapiepraxis an der Mottastrasse 42 3005 Bern, wurde im Jahre 1998 eröffnet. Marianne Freudiger Haldemann ist Teil des Aufbaus der Praxis und ist nun seit 25 Jahren dort tätig. Mit dabei, seit nun 23 Jahren, ist Madeleine Steinegger Di Lione. Di Lione war vorerst als freie Mitarbeiterin tätig und wurde acht Jahre später Mitteilhaberin. Beide sind in Gebieten wie Sensorische Integrationstherapie und Bobath Therapie ausgebildet, und haben in vergangen Jahren viele Weiterbildungen belegt. Weiterbildungen, sowie in den Bereichen Neurophysiologie, Neuropädiatrie und Neuropsychologie, werden kontinuierlich erneuert.

Ergotherapiepraxis [Bildquelle: Eigenaufnahme]
Ergotherapiepraxis [Bildquelle: Eigenaufnahme]

Psychische Erkranungen und Ergotherapie

Psychische Erkrankungen sind äusserst vielseitig und erfordert daher eine individuelle Begleitung. Die Begleitung durch Ergotherapeut*innen wird vielseitig eingesetzt, um die Lebensqualität zu verbessern. Dazu werden verschiedene Strategien vermittelt und die Selbstwahrnehmung gestärkt.

Was ist laut Schulmedizin eine “Psychische Erkrankung”

Psychische Erkrankungen sind komplexe Zustände, die das Denken, Fühlen, Wahrnehmen oder Verhalten einer Person verändern und dabei das Wohlbefinden, die Funktionsfähigkeit oder die zwischenmenschlichen Beziehungen beeinträchtigen. Diese können in vielen verschiedenen Arten und Formen auftreten, wie beispielsweise Depressionen, Schizophrenie oder Essstörungen. Verursacht werden sie durch genetische Veranlagung, traumatische Erfahrungen, psychologische und biologische Faktoren oder weiteren Einflüssen. Dabei ist wichtig zu wissen, dass psychische Erkrankungen medizinische Zustände sind, die häufig professionelle Unterstützung benötigen.  

Sichtbar können psychische Erkrankungen durch emotionale, kognitive, körperliche Symptome oder Verhaltenssymptome werden. Anhaltende Traurigkeit und Angst, Gedächtnisprobleme, zwanghafte Handlungen, Aggressivität und Schlafstörungen können alles Indizien sein, dass die eigene psychische Gesundheit leidet. Trotzdem sind Eigendiagnosen nicht möglich, sondern erfolgen durch klinische Beurteilungen und diagnostischen Kriterien. Wenn eine Diagnose steht, wird diese meist aus einer Kombination von medikamentöser Therapie, psychotherapeutischer Unterstützung und Lebensstiländerungen behandelt. Dabei besteht das Ziel, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Menschen zu verbessern. Jedoch ist jede psychische Erkrankung einzigartig, wird individuell behandelt und kann nicht mit anderen verglichen werden.

Menschen mit psychischen Erkrankungen wie Burnout, Demenz und Schizophrenie werden in der Ergotherapie begleitet. Diese psychischen Erkrankungen sind aber nur selten in der besuchten Ergotherapie Praxis vorzufinden. Dafür wird sie, nach Aussage von Frau Dr. Steinegger Di Lione, oft von Kindern mit einer Autismus Spektrum Störung - ASS -, und Kindern mit einem Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung - ADHS -, besucht. Bei Menschen mit ADHS oder ASS ist oft eine Hypersensibilität vorhanden.  

Wie sieht ein Fallbeispiel in der Ergotherapie aus?

Zu Berichten von Frau Dr. Steinegger Di Lione zufolge, begleitete Sie zwei Elfjährige, die sich im Autismus Spektrum befinden. Sie hatten keine motorischen Probleme zum Beispiel schrieben sie schön in der Schule und kompensierten auf hohem Niveau jedoch fragten sie sich, warum sie nach der Schule immer so müde waren.  

Dies ist oft ein Problem bei Menschen mit ASS oder ADHS, für welches es aber einige Lösungsansätze gibt, welche die Ergotherapie vermitteln kann.  

Wie handhabt Frau Dr. Steinegger Di Lione den Begriff “psychische Erkrankung”

Auf die Frage, ob In der Ergotherapie Praxis auch Kinder mit Psychischen Erkrankungen begleitet werden, antwortet Frau Steinegger Di Lione wie folgt. 

S; «ADHS ist eine psychiatrische Diagnose, obschon ich es nicht als Psychische Krankheit definiere sonders als eine anders Funktion des Gehirns. Genau gleich wie Leute aus dem Spektrum (Autismus-Spektrum). Leute die das nicht sind, sind Neurotypisch.»


Frau Dr. Steinegger Di Lione arbeitete danach mit diesen Kindern an Wegen und Strategien, wie sie sich vor einer solchen Übermüdung schützen können. Des Weitern setzten sie sich mit Bewegungstherapie auseinander.  

Diese Bewegungstherapie kann ganz verschieden aussehen, jedoch folgen alle davon dem gleichen Prinzip. Es wird mit Beschleunigung, extra Gewichten oder gegen die Schwerkraft gearbeitet um die Eigenwahrnehmung zu stärken. Die Eigenwahrnehmung ist eine von drei wichtigen Kategorien der Grundwahrnehmung. Zu der Grundwahrnehmung gehört die eben erwähnte Eigenwahrnehmung ebenso wie die Berührungswahrnehmung, auch Taktiles genannt, ebenso wie die Gleichgewichtswahrnehmung auch Vestibuläres genannt. Wenn diese drei Wahrnehmungstypen nicht gleichstark wahrgenommen werden, kann bei Menschen mit ASS oder ADHS eine Überforderung folgen.

Was hat Eigenwahrnehmung mit Ergotherapie zu tun?

Frau Dr. Steinegger Di Lione erklärt, dass die Wahrnehmung von sich selbst wie der Boden von allem ist, da diese eine gewisse Sicherheit vermittelt. Wenn jedoch diese Wahrnehmung nur gering verfügbar ist, ist der Mensch viel schneller mit taktilen, - Berührungen- und vestibulären - Gleichgewicht - Reizen überflutet, weshalb die Arbeit daran extrem wichtig ist. Dies wird unter anderem mit Hilfe von Sensorischer Integrationstherapie gemacht.  

Bei der Sensorischen Integrationstherapie werden gezielt Reize gesetzt und diese den Klient*innen nahegebracht. Instrumente wie Gymnastikbälle, Schaukeln und ein Becken voller Kirschkerne werden von den Kindern entdeckt und gebraucht. Den Kindern wird ein Parkour mit verschieden Hindernissen und Aufgaben aufgebaut und diesen können sie absolvieren, um körperliches und geistiges Training zu machen.

Kirschkernbecken für – unter anderem – Senorische Integrationstherapie   [Bildquelle: Eigenaufnahme]
Kirschkernbecken für – unter anderem – Senorische Integrationstherapie [Bildquelle: Eigenaufnahme]

Wie hat sich die Ergotherapie im Laufe der Zeit verändert?

Die Ergotherapie hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einer wichtigen Säule in der Rehabilitation und Wiedereingliederung von Menschen mit körperlichen und/oder seelischen Beeinträchtigungen entwickelt.  

Die Bedeutung der Ergotherapie in der Rehabilitation und Wiedereingliederung

Durch gezielte Übungen und Therapieansätze zielt sie darauf ab, den Betroffenen dabei zu helfen, ihre Alltagsbewältigungsfähigkeiten zu erlernen oder wiederzuerlangen. In diesem Prozess arbeiten Ergotherapeut*innen eng mit anderen Fachkräften wie Ärzten und Ärztinnen, Physiotherapeut*innen und Psycholog*innen zusammen, um eine ganzheitliche und umfassende Betreuung zu gewährleisten. Die Ergotherapie hat in den letzten Jahren eine bedeutende Entwicklung durchlaufen. 

Reaktion der Ergotherapie auf zunehmende Herausforderung

Immer mehr Menschen suchen Hilfe bei Ergotherapeuten, da die Anforderungen in unserer modernen Gesellschaft stetig steigen. Die zunehmende Komplexität körperlicher und seelischer Herausforderungen erfordert innovative und individualisierte Ansätze in der Therapie. Die Ergotherapie hat darauf reagiert, indem sie ihr Behandlungsangebot erweitert und sich stärker auf die Bedürfnisse der Patienten fokussiert. 

Ein wesentlicher Fortschritt in der Ergotherapie ist die verstärkte Anpassung der Behandlungen an die individuellen Bedürfnisse der Patienten. Durch die Verknüpfung verschiedener therapeutischer Methoden und Ansätze kann die Ergotherapie effektiver und zielgerichteter eingesetzt werden. Es wird zunehmend erkannt, dass eine maßgeschneiderte Therapie, die die individuellen Fähigkeiten, Einschränkungen und Ziele berücksichtigt, die besten Ergebnisse erzielt. 

Die Rolle der Technologie in der Zukunft der Ergotherapie

Die Ergotherapie steht auch in Zukunft vor weiteren Veränderungen und Herausforderungen. Die Integration neuer Technologien wird eine große Rolle spielen, um die Behandlungen noch besser auf die spezifischen Bedürfnisse der Patienten abzustimmen. Innovative Geräte, Virtual-Reality-Anwendungen und computergestützte Programme können beispielsweise eingesetzt werden, um bestimmte Bewegungsabläufe zu trainieren, die kognitive Funktion zu verbessern oder die sensorische Integration zu fördern. Diese technologischen Fortschritte eröffnen neue Möglichkeiten und erweitern das Spektrum der Ergotherapie. 

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die kontinuierliche Weiterbildung von Ergotherapeuten. Die Fachkenntnisse und Fertigkeiten müssen kontinuierlich auf dem neuesten Stand gehalten werden, um den steigenden Anforderungen gerecht zu werden. Weiterbildungen bieten Ergotherapeuten die Möglichkeit, sich in spezifischen Bereichen weiterzuentwickeln und ihr Fachwissen zu vertiefen. Dies trägt dazu bei, dass Ergotherapeuten mit den neuesten Erkenntnissen und Behandlungsmethoden vertraut sind und ihren Patienten bestmögliche Unterstützung bieten können.
Diverses Material für Ergotherapie [Bildquelle: Eigenaufnahme]
Diverses Material für Ergotherapie [Bildquelle: Eigenaufnahme]

Insgesamt ist die Ergotherapie eine sich wandelnde und sich weiterentwickelnde Disziplin. Sie spielt eine immer wichtigere Rolle bei der Rehabilitation und Wiedereingliederung von Menschen mit körperlichen und/oder seelischen Beeinträchtigungen. Durch die Integration neuer Technologien und den Ausbau von Weiterbildungsangeboten wird die Qualität der Behandlungen kontinuierlich verbessert. Die Ergotherapie bleibt somit ein zentraler Baustein im Gesundheitswesen, um Menschen bei der Wiedererlangung ihrer Selbstständigkeit und Lebensqualität zu unterstützen. Mit ihrem ganzheitlichen Ansatz trägt sie dazu bei, dass Menschen ihre individuellen Ziele erreichen und ein erfülltes Leben.